Erythroplasie Queyrat D07.4

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.11.2017

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Synonym(e)

Carcinoma in situ des Penis; Epithéliome papillaire nu; Epithéliome papillaire nu du prépuce; Epitheliom nacktpapilläres; Erythroplasia of Queyrat; Eythroplasie Queyrat; nacktpapilläres Epitheliom; penile intraepithelial neoplasia; PIN; Queyrat-Syndrom; squamous cell carcinoma in situ

Erstbeschreiber

Queyrat, 1911

Definition

Carcinoma in situ der Genitalschleimhaut; Schleimhautvariante des Morbus Bowen. Auftreten in erster Linie bei nicht beschnittenen Männern. Der Begriff Erythroplasie ist inzwischen nicht mehr unumstritten; einige Autoren wollen ihn zugunsten des Begriffs anogenitales  "Carcinoma in situ" oder "penile intraepitheliale Neoplasie" (s.u. PIN) verlassen.

Manifestation

V.a. bei Männern > 60 Jahre auftretend. Selten bei zirkumzidierten Männern.

Lokalisation

Glans penis, inneres Präputialblatt, Vulva, Mundschleimhaut.

Klinisches Bild

Sattrote, 0,5-2,0 cm große, scharf begrenzte, samtartig gekörnte, oder oberflächenglatte, glänzende, leicht indurierte, wenig symptomatische Plaques. Patienten mit Veränderungen die an eine "bowenoide Papulose" erinnern, können mehrere deutlich erhabene, rote oder rot-braune Papeln aufweisen. Insbesondere in der farbigen Bevölkerung können alle Läsionen durch unterschiedlich intensive Pigmentierungen gekennzeichnet sein.     

Histologie

Karzinomatöser Epithelumbau mit Zellatypien, Riesenzellen. Mitosen werden reichlich gefunden und zwar in allen, nicht nur den basalen Epithelabschnitten. Eine Graduierung der Dysplasie in 3 Stufen kann je nach Ausmaß der Dysplasie erfolgen (s.u. PIN). Kein infiltratives Wachstum nachweisbar.

Komplikation(en)

Übergang in ein invasives Peniskarzinom.

Therapie

  • Frühzeitige Exzision im Gesunden ist Therapie erster Wahl, da nur hierdurch eine Randschnittkontrolle gewährleistet ist. Bei der häufigen Lokalisation an der Glans penis ist die anschließende Defektdeckung mit Hilfe des äußeren Vorhautblattes (nach Happle) oder des inneren Vorhautblattes (nach Kaufmann) anzustreben.
  • Alternativ kommen in Betracht: CO2-Laser, Abtragung mit elektrischer Schlinge, Kryochirurgie, Röntgenweichstrahlen. Die Prognose ist ungünstiger als beim M. Bowen, deshalb Patienten anschließend über mehrere Jahre regelmäßig kontrollieren.
  • Die Wirksamkeit der topischen Anwendung (Off-Label-Use) von 1% Cidofovir-Creme (37,5 mg Vistide in 3,25 g Basiscreme) 5mal/Woche für 2 Wochen sowie von 5% Imiquimod (Aldara) 3mal/Woche für bis zu 16 Wochen (Off-Label-Use) ist anhand von Einzelfallberichten beschrieben.

Hinweis(e)

Seltener sind deutlich infiltrierte, unterschiedlich große, verruköse Plaques mit weißlich mazerierter, warzenartiger Oberfläche. Derartige Befundungen entsprechen aber nicht der Definition der Erythroplasie Queyrat und sollten dann als "verruköses Carcinoma in situ des Penis"  bezeichnet werden.

Literatur
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  2. Calista D (2002) Topical cidofovir for erythroplasia of Queyrat of the glans penis. Br J Dermatol 147: 399-400
  3. Davis-Daneshfar A et al. (2000) Bowen's disease of the glans penis (erythroplasia of Queyrat) in plasma cell balanitis. Cutis 65: 395-398
  4. Gross G, Pfister H (2004) Role of human papillomavirus in penile cancer, penile intraepithelial squamous cell neoplasias and in genital warts. Med Microbiol Immunol (Berl) 193: 35-44
  5. Porter WM et al. (2002) Penile intraepithelial neoplasia: clinical spectrum and treatment of 35 cases. Br J Dermatol 147: 1159-1165
  6. Queyrat LE (1911) Erythroplasie du gland. Bull Soc Fr Dermatol Syph 22: 378-382
  7. Schmitz L et al. (2014) Optical coherence tomography imaging of erythroplasia of Queyrat and treatment with imiquimod 5% cream: a case report. Dermatology 228:24-26
  8. Stables GI et al. (1999) Erythroplasia of Queyrat treated by topical aminolaevulinic acid photodynamic therapy. Br J Dermatol 140: 514-517

  9. van Bezooijen BP et al. (2001) Laser therapy for carcinoma in situ of the penis. J Urol 166: 1670-1671

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