Dyshidrose L30.1

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 28.04.2023

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Synonym(e)

Cheiropompholyx (Hutchinson); Dyshidrose-Syndrom; Dyshidrosis; Pompholyx

Erstbeschreiber

Tilbury Fox, 1873

Definition

Mit klaren, intraepidermal gelegenen Bläschen an Handflächen und Fußsohlen einhergehendes Krankheitsbild unterschiedlicher Ätiologie, das oft mit Hyperhidrose einhergeht. Hier erscheint die Haut chagrinlederartig, weiß oder rötlcih, wie mit gekochten Sagokörnchen gefüllt. Die klinisch sichtbaren Bläschen sind Ausdruck einer zugrunde liegenden spongiotischen Dermatitis im Bereich der Leistenhaut. S.a. Dermatitis dyshidrotische.

Ätiopathogenese

Polyätiologisches Krankheitsbild oft vergesellschaftet mit Hyperhidrosis manuum (pedum). Das vemehrte Auftreten im Sommer und eine erhöhte Prävalenz in feuchtwarmen Klimazonen unterstreicht die Beziehung zu einer gesteigerten Schweißdrüsenfunktion. 

Idiopathisch: häufig läßt sich eine Ursache nicht eruieren!

Dyshidrose als Id-Reaktion: kann als Mykid bei akuter Exazerbation einer Tinea pedis oder corporis auftreten.

Kontaktallergie: tritt nicht selten auf dem Boden einer Dyshidrose auf. Bei Kontaktallergie durch Schuheinlagen ist diese alleiniger Auslöser einer Dyshidrose.   

Minimalvariante einer atopischen Dermatitis, ggf. auch im Rahmen eines akuten Schubes einer  Psoriasis palmaris et plantaris.

Lokalisation

Fingerseitenkanten (insbesondere bei atopischer Diathese), Handflächen, Fußsohlen.

Klinisches Bild

Klare, intraepidermal gelegene, kleine, derbe, 0,1cm bis zu 0,2-0,3 cm große, manchmal jedoch auch deutich größer, unterschiedlich stark juckende, gelegentlich auch schmerzende Bläschen. Eintrocknen und Bildung einer halskrausenartigen Schuppung oder Platzen und Bildung von Erosionen. Sticht man sie auf, so tritt eine fadenziehende, klare, manchmal auch eingetrübte Flüssigkeit aus. Die Bläschen der Dyshidrose haben weig Neigung sich spontan zu öffnen. Vielmehr trocknen sie innerhalb einiger Tage ein und hinterlassen als Residuen nur noch zirzinäre Abschuppungen. Darunter wird eine glatte, rötliche nicht nässende Oberfläche sichtbar. Ein Schub dauert 5-20 Tage.

Häufig werden Bläschen nicht wahrgenommen (larvierte Dyshidrose) oder sie treten klinisch nicht zum Vorschein, sodass das Krankheitsbild nur noch als rezidivierendes Schuppenszenario, mit einer trockenen halskrausenartigen Schuppung in Erscheinung tritt (Dyshidrosis lamellosa sicca).

Eine Maximalvariante einer Dyshidrose bzw. einer dyshidrotischen Dermatitis mit großen Blasen wird als Pompholyx bezeichnet (Cheiropompholyx=Handflächenbefall oder Podopompholyx=Fußsohlenbefall).  

Histologie

Spongiotische Blasenbildung.

Diagnose

Mykologie, Epikutantest, Pricktest, IgE.

Differentialdiagnose

Pustulosis palmaris et plantaris: Primäre Pustelbildung, nicht auf Palma/Planta begrenzt

Miliaria cristallina:  intrakorneale Bläschenbildung, die am Rumpf und den Extremitäten bei stark transpirierender Fieberkranken auftreten kann.   

Therapie allgemein

Behandlung der Grunderkrankung, Meiden auslösender Kontaktallergene, Sanierung einer Tinea, Vermeidung extremer Temperaturen. S.a.u. Ekzem, dyshidrotisches.

Externe Therapie

Bei initialen Veränderungen sowie als prophylaktische Maßnahme lokale Bäder mit adstringierenden Zusätzen wie synthetischen Gerbstoffen (z.B. Tannolact, Tannosynt). Bei nichtinfektiöser Genese (z.B. atopisches Ekzem, allergisches Kontaktekzem) im akuten Stadium Glukokortikoid-Tinkturen wie 0,1% Triamcinolonacetonid-Tinktur (z.B. Triamgalen Lsg. oder 0,1% Mometason-Lösung (z.B. Ecural®) und Umschläge mit gerbenden Zusätzen wie Eichenrindenextrakt oder synthetischen Gerbstoffen (z.B. Tannosynt, Tannolact). Ggf. nach Abklingen der akuten Phase Zinkoxid-Paste mit Bismutgallat (Zinkoxid-Paste 50% mit Bismutgallat 10% (NRF 11.112.) im Wechsel mit den gerbstoffhaltigen Bädern. In subakuten Stadien und insbes. bei Vorliegen einer Hyperhidrose kann Leitungswasser- Iontophorese versucht werden. Bei Vorliegen einer colleretteartigen Schuppung können Glukokortikoide in Cremegrundlage wie 0,1% Triamcinolonacetonid-Creme (z.B. Delphicort; Triamcinolonacetonid-Creme hydrophile 0,025/0,05/0,1% (NRF 11.38.)  oder 0,25% Prednicarbat-Creme (z.B. Dermatop®) angewendet werden, ggf. unter Okklusion.

Interne Therapie

Bei ausgeprägter Impetiginisation antibiotische Systemtherapie mit Cephalosporinen wie Cefadroxil (z.B. Cedrox) 1mal/Tag 1 g p.o. oder Cefalexin (z.B. Cephalexin-ratiopharm) 1mal/Tag 1 g p.o.

Hinweis(e)

Dyshidrose ist ein historischer und leider mißverständlicher Begriff, der die akute oder subakute dermatitis an Händen und Füßen beschreibt. Der Begriff "dyshidrotisch" bezeichnet eine "Ekzemmanifestation", die durch die besondere anatomische Beschaffenheit der Haut an Handflächen und Fußsohlen (sog. Leistenhaut) zustande kommt. Die Leistenhaut kennzeichnet sich durch das Fehlen von Haarfollikeln sowie durch Ausbildung einer schützenden, dicken Hornschicht. Bei einer bläschenbildenden Ekzemreaktion verbleiben die spongiotischen Bläschen wesentlich länger in der Haut und werden als feine, kaum 0,1cm große, graue Punkte in der Hornschicht wahrgenommen, bei stärkerer Ausprägung der Ekzemreaktion auch als grau-glänzende, vorspringende Bläschen. Der Begriff "Dyshidrose" zielt auf eine fehlerhafte Schweißdrüsenfunktion, die tatsächlich ursprünglich nicht vorliegt. Ebenso mißverständlich und überflüssig ist die Bezeichnung "dyshidrosiform", die die Bläschenbildungen  bei einem atopischen Hand-/Fußekzem beschreiben soll.           

Literatur
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  1. Man I et al. (2004) Photoinduced pompholyx: A report of 5 cases. J Am Acad Dermatol 50: 55-60
  2. Fox T (1873) Skin diseases. 3rd ed. H. Renshaw, London, S. 476

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