Diphyllobothriasis B70.0

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 19.11.2019

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Synonym(e)

Diphyllobothrium infection; Fish tapeworm infection

Definition

Die Diphyllobothriasis bezeichnet eine Infektion (Parasitose) durch den Fischbandwurm (Diphyllobothrium latum) auch Grubenkopf genannt. Diphyllobothrium latum gehört zu den Bandwürmern (Cestoda) die v.a. im Haushund, seltener in Katzen oder im Menschen parasitieren.

Die Infektion des Menschen erfolgt durch Verzehr von rohem Fisch.

Erreger

Diphyllobothrium latum (Zestode, Fischbandwurm).

Die Würmer parasitieren im vorderen Dünndarm des Menschen, verschiedene fischfressende Tiere können sich infizieren.

Die Adultwürmer sind 8-20 m lang und bestehen aus 3000-4000 Bandwurmgliedern (Proglottiden).

Die Eier gelangen mit dem Kot des Endwirts (Mensch, Hund, Katze) in geeignete stehende Gewässer, wo sie sich zu einer Erstlarve (Hexacanthenlarve; beim Fischbandwurm als Coracidium bezeichnet), entwickeln. Sie werden von Ruderfußkrebsen der Gattungen Diaptomus und Cyclops aufgenommen.  In den Krebsen entwickeln sich die Erstlarven zu Prozerkoiden.

Die Ruderkrebse werden weiterhin von Karpfenfischen gefressen. In der Folge durchdringen die Parasiten die Darmwand der Fische und entwickeln sich so weiter zum Plerocercoid. Dabei kann es vorkommen, dass der Fisch von einem anderen Raubfisch aufgenommen wird, wobei dieser als paratenischer Wirt dient (z.B. Hecht).  

Der Endwirt (Mensch, Hund, Katze) infiziert sich durch die Aufnahme des Zwischenwirts (Karpfenfische) oder des paratenischen Wirts (Fehlwirt) Hecht.

Beim Menschen kommt es beim Verzehr von rohem Fischfleisch zur Aufnahme der Plerozerkoiden, die sich im Darm zum adulten Wurm entwickeln. Der Wurm wächst im Darm 9 bis 15 cm/Tag. Nach 3 bis 5 Wochen werden die Würmer geschlechtsreif und beginnen mit der Eiproduktion. Der Parasit kann unbemerkt bis zu 25 Jahre im Darm verbleiben.

 

Erreger

Fischbandwurm (Diphyllobothrium latum). Der Oberbegriff umfasst 3 Arten:

  • Diphyllobothrium latum (Linnaeus, 1758) in Europa, besonders Portugal und Spanien
  • Diphyllobothrium dendriticum (Nitzsch, 1824)
  • Diphyllobothrium ditremum (Creplin, 1825)

Vorkommen/Epidemiologie

Verbreitung in Europa und Westasien, Baltikum und im Nordwesten Russlands, selten auch in Kanada und Alaska, verwandte Arten in Afrika, Ostasien, Papua-Neuguinea, Australien, Südamerika (z.B. D. pacificum in Peru und Chile). Reservoirwirte sind zahlreiche fischfressende Tiere wie Hunde, Katzen und Bären.

Klinisches Bild

Die meisten Infektionen verlaufen asymptomatisch. Uncharakteristische abdominelle Beschwerden. Vitamin B12-Mangel mit megaloblastärer Anämie und Enzephalomyeloneuropathie. Meist treten keine Hautveränderungen auf. Gelegentlich wird generalisierter Pruritus beschrieben; nicht selten zeigen sich Mundwinkelrhagaden. Seltener ist ein dezenter, eher strohgelber als brauner, Ikterus ausgeprägt. Bei schweren Verläufen Zungenbrennen; atrophische, hochrote, spiegelglatte Zungenoberfläche mit Verlust der Papillen; fehlender Zungenbelag. Auftreten weißer Anämisierungsareale (Arndt-Zeichen) beim Herausstrecken der Zunge. S.u. Glossitis Möller-Hunter.

Diagnose

Mikroskopie des Stuhls zum Einachweis (nach Anreicherung mittels Sedimentation) und Bandwurmgliedernachweis.

Vitamin B12-Spiegel im Serum.

Differentialdiagnose

Vitamin B12-Mangel anderer Genese.

Therapie

Praziquantel (Biltricide) 10 mg/kg KG p.o. als Einmaldosis.

Alternativ: Niclosamid (Yomesan) 2 mg p.o. als Einmaldosis p.o.

Substitution von Vitamin B12.

Prophylaxe

Meiden von rohem Süsswasserfisch.

Literatur
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  1. Grasbeck R et al.: Lognormal distribution of serum vitamin B12 levels and dependence of blood values on the B12 level in a large population heavily infected with Diphyllobothrium latum. In: The Journal of laboratory and clinical medicine 59: 419–429
  2. Henricson J (1977): The abundance and distribution of Diphyllobothrium dendriticum (Nitzsch) and D. ditremum (Creplin) in the char Salvelinus alpinus (L.) in Sweden. Journal of Fish Biology 11: 231–248.
  3. Vindigni SM et al. (2017) Intermittent obstructive symptoms in a patient with diphyllobothriasis. Gastrointest Endosc 86:1185-1186.

Verweisende Artikel (1)

Paratenischer Wirt;

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