Dengue-Fieber A90.x

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 10.09.2023

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Synonym(e)

breakbone fever; Dandy fever; Dengue fever

Erstbeschreiber

Rush, 1789

Definition

Durch Stechmücken übertragene Viruserkrankung, gekennzeichnet durch die Trias Fieber, Exanthem, Gelenk-, Muskel-, Kopfschmerzen. Komplizierte hämorrhagische Verläufe werden als hämorrhagisches Deguefieber oder Dengue-Schocksyndrom bezeichnet.

Erreger

Dengueviren (DEN1-DEN4). Im Genus Flavivirus der Familie Flaviviridae, deren Prototyp das Gelbfiebervirus darstellt, bilden Dengueviren eine eigene Gruppe. Als Rezeptor für das Eidringen des Virus in die Zelle fungiert das CLDN1-Protein.

Vorkommen/Epidemiologie

Endemisch in Tropen und Subtropen (auch in stark urbanisierten Gebieten!) außerhalb Europas (Südost-Asien, Südpazifik, Afrika, Mittel- und Südamerika, Karibik).Etwa 2-3 Milliarden Menschen leben weltweit in Endemiegebieten. Inzidenz (weltweit): Ca. 50 Millionen Infektionen/Jahr, davon ca. 500.000 Erkrankungen mit Dengue-hämorrhagischem-Fieber (DHF) und 20.000 Todesfälle (v.a. Kinder). Die erhebliche globale Ausbreitungstendenz beruht auf der seit Jahrzehnten weltweit rückläufigen Verktorbekämpfung, der Zunahme urbaner Brutstätten in Verbindung mit einer zunehmenden Vermüllung in den Armenvierteln der Tropen sowie durch gesteigerte internationale Migration und Reisetätigkeit.

Bundesweit werden etwa 2.000 Erkrankungen/Jahr gemeldet, insbes. bei Urlaubsreisenden (Thailand!) oder Migranten. 

Unlängst traten Dengue-Fieber-Infektionen auch am Garda-See/Italien auf (Mitteilungen des Auswärtigen Amtes 2023)  

Ätiopathogenese

Infektion mit Dengue Viren durch Stich des Vektors (Aedes Arten, insbes. Aedes aegypti; tagaktiv; Stich hauptsächlich in der Dämmerung!).

Die Gelbfiebermücke ist eine kleine (3–4 mm), dunkel gefärbte Stechmücke mit weißen Streifen auf den Beinen und einer weißen Zeichnung auf dem Halsschild (Scutum), die an eine Leier erinnert. Daher auch der Name Tiegermücke.Der Stechrüssel ist schwarz. Weibchen und Männchen sind gleich gezeichnet, meistens sind die weiblichen Tiere etwas größer.  Nur die weiblichen Stechmücken saugen nach einer Befruchtung Blut, um ihren Eiweißbedarf für die Produktion der Nachkommenschaft zu decken. Die männlichen Mücken ernähren sich überwiegend von Nektar und anderen süßen Pflanzensäften. Auch die Weibchen können daraus ihren Energiebedarf decken.

Manifestation

Hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen in Endemiegebieten, insbes. hellhäutige Kinder männlichen Geschlechtes.

Klinisches Bild

Alle 4 Serotypen verursachen identische Krankheitssymptome. Das klassische Dengue-Fieber beginnt nach einer Inkubationszeit von 5-8 Tagen mit hohem Fieber, schweren Kopfschmerzen, Knochenschmerzen ("Knochenbrecher-Fieber") Gelenkschwellungen.

Vor der Rekonvaleszenzphase entsteht ein morbilli- oder skarlatiniformes Exanthem; häufig Augenbeteiligung, Lymphknotenschwellung. Danach längere Zeit eigentümlicher Gang der Kranken (Dengue = Ziererei).

Das Dengue-hämorrhagische-Fieber (DHF) (s.a.u. hämorrhagisches Fieber) verläuft zweiphasig: Dengue-Fieber mit danach kurzzeitiger Remission (Phase 1), anschließend plötzliche Verschlechterung mit Blutungen in Haut und Schleimhäute (Phase 2).

Labor

Leukopenie, Thrombozytopenie, relative Lymphozytose, leicht erhöhte Transaminasen.

Diagnose

Anamnese und Klinik. Virusnachweis (schwierig); Nachweis virusspezifischer Antikörper (erst nach dem 4. Krankheitstag) mittels KBR, HHT, NT; Nachweis von IgM-Antikörpern (Elisa).

Differentialdiagnose

Gelbfieber; Ebola; andere Infektionen die hämorrhagisches Fieber verursachen.

Komplikation(en)

Bei ungünstigem Verlauf Dengue-Schock und letaler Ausgang.

Therapie

Symptomatisch, entsprechend der WHO-Richtlinien. Cave! Aspirin bei hämorrhagischer Diathese streng meiden!

Überwachung der vitalen Funktionen, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, bei disseminierter Koagulopathie evtl. Heparin-Therapie.

Hautveränderungen symptomatisch mit kühlenden Lotionen.

Hämorrhagische Verlaufsformen erfordern sofortige intensivmedizinsiche Maßnahmen.

Verlauf/Prognose

Ohne Therapie Exitus letalis bei ca. 20% der Pat. (v.a. kleine Kinder!). Bei intensivmedizinischer Betreuung beträgt die Mortalität etwa 1%.

Prophylaxe

Expositionsprophylaxe (anders als bei Malaria auch tagsüber) mit Repellenzien (DEET, Bayrepel), sowie mit Permethrin-imprägnierten Mosquitonetzen in der Nacht. Eine Vakzine gibt es derzeit noch nicht. Lebendimpfstoff ist in Erprobung.

Hinweis(e)

Merke! Meldepflicht bei Erregernachweis oder hämorrhagischem Krankheitsverlauf!

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Aviles G et al. (2003) Complete coding sequences of dengue-1 viruses from Paraguay and Argentina. Virus Res 98: 75-82
  2. Hlastead SB, Deen JL (2002) The future if dendue vaccine. Lancet 360: 1100-1101
  3. de Oliveira Poersch C et al. (2005) Dengue virus infections: comparison of methods for diagnosing the acute disease. J Clin Virol 32: 272-277
  4. DeRoeck D et al. (2003) Policymakers' views on dengue fever/dengue haemorrhagic fever and the need for dengue vaccines in four southeast Asian countries. Vaccine 22: 121-129
  5. Kay B, Vu SN (2005) New strategy against Aedes aegypti in Vietnam. Lancet. 365: 613-617
  6. Pastor Bandeira I et al. (2021) Diffuse skin rash in tropical areas: Dengue fever or COVID-19? An Bras Dermatol 96:85-87.
  7. Rush B (1789) An account of the bilious remitting fever, as it appeared in Philadelphia in the summer and autumn in the year 1780. In: Rush B (ed) Medical inquiries and observations. Pritchard & Hall, Philadelphia, S. 89-100
  8. Sideridis K et al. (2003) Dengue fever: diagnostic importance of a camelback fever pattern. Heart Lung 32: 414-418
  9. Wichmann O et al. (2005) Dengue antibody prevalence in German travelers. Emerg Infect Dis 11: 762-765

Weiterführende Artikel (2)

CLDN1-Gen; Fieber, hämorrhagische;

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