Common Toxicity Kriterien

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.12.2021

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Synonym(e)

Common Toxicity Criteria; Common-Toxicity-Criteria; Common-Toxicity-Kriterien; CTC; NCI-Common-Toxicity- Kriterien; Nebenwirkungen von Zytostatika; UAW Zytostatika

Definition

Systematische Einteilung der Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Ab Grad 3 spricht man von schwerwiegenden Nebenwirkungen. Das Auftreten und Ausmaß von therapiebedingten Nebenwirkungen ist neben der Tumorremissionsrate, dem Überleben und der Lebensqualität die wichtigste Zielvariable zur Beurteilung von onkologischen Therapiekonzepten. Dabei sind akute (< 90 Tage nach Therapiebeginn) und chronische Nebenwirkungen (> 90 Tage nach Therapiebeginn) zu unterscheiden. Die "Common Toxicity Criteria" (CTC) dienen der Erfassung von akuten Nebenwirkungen und erweitern beziehungsweise modifizieren die Systematik der WHO (s. Tab.). S.u. den kutanen UAW (Arzneimittelexantheme).

Einteilung

Die Einteilung erfolgt nach 4 (5) Schweregraden:

  • Grad 1: Geringe/leichte NW klingen spontan und ohne spezielle therapeutische Gegenmaßnahmen ab; die vorgesehene onkologische Therapie kann ohne Unterbrechung fortgesetzt werden.
  • Grad 2: Mäßige/deutliche Nebenwirkungen; sie sind in der Regel ambulant und mit einfachen Medikamenten zu behandeln (z.B. durch peripher wirkende Analgetika, Steroide, orale Antibiotika). Grad 2 NW verursachen keine wesentliche Verzögerung, Dosismodifikation (< 10 Prozent) oder Unterbrechung der vorgesehenen onkologischen Therapie.
  • Grad 3: Starke/ausgeprägte NW erfordern oft die Hospitalisierung zur Einleitung von intensiven medikamentösen und supportiven Maßnahmen (zum Beispiel zentral wirkende Analgetika, intravenöse Gabe von Antibiotika, Anlage einer perkutanen, endoskopisch angelegten Gastrostomie [PEG]) und führen zu Unterbrechung oder deutlicher Verzögerung (> 7 Tage) und/oder Dosismodifikation.
  • Grad 4: Lebensbedrohliche NW, die sofortige notfallmäßige Hospitalisierung, umgehende intensive medizinische Maßnahmen oder chirurgische Interventionen erfordern. Sie erzwingen den sofortigen, eventuell aber auch nur vorübergehenden Abbruch der vorgesehenen onkologischen Therapie, da sie sonst innerhalb von kurzer Zeit zum Tod des Patienten führen können.
  • Grad 5: Organspezifische NW, die zum Tode führen.

Weiterhin werden UAW nach Häufigkeiten untergliedert in:

  • sehr häufig >1:10
  • häufig (> 1:100 <1:10)
  • gelegentlich (>1:1.000<1:100)
  • selten (>1:10.000 <1:1.000)
  • sehr selten (<1:10.000 einschließlich einzelner Berichte).  

Allgemeine Information

Nebenwirkungen können nur dann vollständig und richtig erkannt werden, wenn alle relevanten systemischen und organspezifischen Parameter prospektiv und regelmäßig dokumentiert werden. Neben einer sorgfältigen Anamnese und subtilen körperlichen Untersuchung sind Laborkontrollen und bildgebende Verfahren nötig. So kann eine gegebenenfalls notwendige Anpassung der onkologischen Therapie (Therapieverzögerung oder Dosisreduktion) rechtzeitig vorgenommen und beim Auftreten von schweren Nebenwirkungen die supportive Therapie rasch und umfassend eingeleitet und durchgeführt werden.

An eine standardisierte und systematische Dokumentation von Nebenwirkungen sind allgemeine Ansprüche zu stellen: Die Klassifikation muss international akzeptiert und kompatibel sein, zum Beispiel hinsichtlich der sprachlichen Eindeutigkeit und Einsetzbarkeit in verschiedenen Gesundheitssystemen. Prinzipiell sind akute von chronischen Nebenwirkungen zu unterscheiden.

Akute Nebenwirkungen treten während oder innerhalb von 90 Tagen nach der onkologischen Therapie auf.

Chronische Nebenwirkungen: Therapiebedingte Auswirkungen ab dem 91. Tag werden als chronische Nebenwirkungen bewertet. Chronische Nebenwirkungen können, müssen sich aber nicht unbedingt aus akuten Nebenwirkungen heraus entwickeln; oft werden sie erst später und unabhängig vom Auftreten und Ausmaß akuter Nebenwirkungen klinisch manifest, zum Beispiel Kardiotoxizität nach Anthrazyklinen oder Strahlenfolgen am Rückenmark (Lhermitte-Syndrom).

Praktische Durchführung: Zur praktischen Erfassung von Nebenwirkungen in onkologischen Kliniken und Praxen sollte ein standardisiertes Dokumentationsformat verwendet werden, das die Haupt- und Nebenkriterien der CTC-Klassifikation auflistet. Durch Ankreuzen von "ja/nein"-Feldern oder Angabe von Zahlen für die Schweregrade sind die einzelnen Nebenkriterien zu jedem Zeitpunkt exakt zu dokumentieren.

Literatur
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  1. Berdel WE et al. (1994) Standard Arbeitsanweisungen (Standard Operating Procedures, SOP) der Phase I/II-Studiengruppe der Arbeitsgemeinschaft für Internistische Onkologie (AIO) in der Deutschen Krebsgesellschaft. Onkologie 17: 311-338
  2. Müller RP et al. (1999) Common Toxicity Criteria (CTC): Dokumentation von Nebenwirkungen in der Onkologie. Dtsch Ärztebl 96: A-489/B-433/C-397
  3. Seegenschmiedt MH, Sauer R (1993): Systematik der akuten und chronischen Strahlenfolgen. Strahlenther Onkol 169: 83-95
  4. World Health Organization (1979) WHO Handbook for reporting results of cancer treatment. World Health Organization Offset Publication Nr. 48, Genf

Tabellen

 

Kriterium

Grad 0

Grad 1

Grad 2

Grad 3

Grad 4

Übelkeit

keine Übelkeit

etwas Übelkeit; Nahrungsaufnahme nicht eingeschränkt

mäßig Übelkeit; Nahrungsaufnahme eingeschränkt

starke Übelkeit; keine Nahrungsmittelaufnahme

starke Übelkeit; keine Nahrungsaufnahme

Erbrechen

kein Erbrechen

1mal/Tag

2-5mal/Tag

6-10mal/Tag

> 10mal/Tag

Leukozyten/µl

> 4.000

< 2.000

1.000-1.500

500-1000

< 500

Thrombozyten/µl

100.000

75.000-99.999

50.000-74.999

25.000-49.999

< 25.000

Durchfall

kein Durchfall

2-3mal/Tag

3-6mal/Tag oder mäßige Krämpfe

7-9mal/Tag oder schwere Krämpfe, Inkontinenz

9mal/Tag oder blutig

Stomatitis

keine Stomatitis

Erytheme, schmerzlose Erosionen

Ulzera, feste Nahrung möglich

Ulzera, flüssige Nahrung

keine Nahrungsaufnahme möglich

Haarausfall

kein Haarausfall

milder Haarausfall

ausgeprägter Haarausfall

ausgeprägter Haarausfall

ausgeprägter Haarausfall

Nagelveränderungen keine Nagelveränderunge mild (Nagelverfärbungen oder Nagelplattenveränderungen ohne funktionelle Beeinträchtigung mäßig (teilweiser oder vollständiger Verlsut der Nagelplatte, Schmerzen im Nagelbett) schwer (ausgeprägte Nagelveränderungen, die Verrichtungen des täglichen Lebens behindern und eine intravenöse oder chirurgische Therapie erfordern             

 

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