Chediak-Higashi-Syndrom E70.3

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 23.11.2022

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Synonym(e)

Chédiak-Higashi-Syndrom; OMIM 214500

Erstbeschreiber

Chédiak, 1952; Higashi, 1954

Definition

Seltene, autosomal-rezessiv vererbte Variante des okulokutanen Albinoidismus mit leukozytärem Immundefekt, konsekutiver Infektanfälligkeit, Hepatosplenomegalie, generalisierter Lymphknotenvergrößerung und gestörter Melanogenese (Das Syndrom wird auch unter den "Tumorassoziierten Genodermatosen" geführt). 

Ätiopathogenese

Autosomal-rezessiv vererbte Defekte des CHS1-Gens (Chediak-Higashi Gen 1; Genlokus: 1q42.1-q42.2) und konsekutivem Defekt des Chediak-Higashi Proteins. Das mutierte CHS1-Gen, auch als "lysomal trafficking regulator gene" bezeichnet, führt bei diesen Patienten zu einer Störung der Lysosomenbiogenese mit lysosomalen Riesengranula. In Melanozyten führt dieser Gendefekt zu Riesenmelanosomen mit fehlerhafter Lokalisation melanosomenspezifischer Proteine (Tyrosinase, TRP1) in großen vesikulären Strukturen des Zytoplasmas. Infolge der gestörten Funktion der Immunzellen tritt ein primäres Immundefiziensyndrom ein (Bowman SL et al. 2019).    

Klinisches Bild

Bereits in den ersten Lebensmonaten zeigen sich Zeichen der Immundefizienz wie Pyodermien oder Infekte des Respirationstraktes.

Hauterscheinungen können erstes Symptom dieser Systemerkrankung sein.

Weiterhin finden sich neurologische Ströungen mit peripheren Neuropathien, Gleichgewichtsstörungen und kognitiven Einschränkungen.

Regelmäßig findet sich ein partieller okulokutaner Albinismus.

Seltener entwickelt sich eine Lympho-Histiozytose.

Labor

Blutbild: Charakteristische Granulierung der Leukozyten (Riesenlysosome) im Blutausstrich; Neutropenie, u.a.

Histologie

Melanozyten mit Riesenmelanosomen.

Differentialdiagnose

Andere Formen des Albinismus.

Therapie

Knochenmarktransplantation ist die einzige mögliche kurative Therapie des Leukozytendefektes. Einsatz hoher Dosen Aciclovir, Gamma-Globulin, Vincristin, s.a. Zytostatika, Prednisolon in lymphoproliferativen Phasen wird beschrieben. Bei Therapieresistenz kann Splenektomie hilfreich sein. Hohe Dosen von Ascorbinsäure (1 g/Tag) prophylaktisch gegen die Infektanfälligkeit.

Ansonsten: Lichtschutzmittel (z.B. Anthelios, Eucerin Sun, regelmäßige Augenüberwachung und Sonnenbrille, Vermeidung und Sanierung von Infekten.

Verlauf/Prognose

Rezidivierende Infektionen, Exitus letalis häufig vor dem 10. Lebensjahr.

Literatur
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  1. Al-Khenaizan S (2003) Hyperpigmentation in Chediak-Higashi syndrome. J Am Acad Dermatol 49(5 Suppl): S244-246
  2. Bowman SL et al. (2019) The road to lysosome-related organelles: Insights from Hermansky-Pudlak syndrome  and other rare diseases. Traffic 20:404-435.
  3. Chediak M (1952) Nouvelle anomalie leucocytaire de caractere constitutionnel et familial. Rev Hemat 7: 362-367
  4. Hadda E et al. (1995) Treatment of Chediak-Higashi Syndrome by allogenic bone marrow tranplantation - a report of 10 cases. Blood 85: 3328–3333
  5. Harfi HA et al. (1992) Chediak-Higashi syndrome: clinical, hematologic, and immunologic improvement after splenectomy. Ann Allery 69: 147–150
  6. Higashi O (1954) Congenital gigantism of peroxidase granules: the first case ever reported of qualitative abnormity (sic) of peroxidase. Tohoku J Exp Med 59: 315-332
  7. Mallory SB et al. (1990) Congenital immunodeficiency syndromes with cutaneus manifestations I. J Am Acad Dermatol 23: 1153–1158
  8. Ward DM et al. (2002) Chediak-Higashi syndrome: a clinical and molecular view of a rare lysosomal storage disorder. Curr Mol Med 2: 469-477

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