Kolophonium

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 12.11.2017

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Synonym(e)

Colophonium (INCI); Colophonium (INCI-Kennzeichnung); rosin (engl.)

Definition

Überwiegend industriell hergestelltes (Destillationsrückstand der aus verschiedenen Nadelhölzern wie Lärchen, Pinien, Kiefern, Fichten oder Tannen gewonnenen Terpentine), seltener natürlich anfallendes Gemisch verschiedener Harzsäuren aus Nadelhölzern.

Allgemeine Information

Ursprünglich wurde Kolophonium fast nur aus Terpentin (s.u. Terpentinöl gereinigtes) hergestellt, zunehmend gewinnt man steigende Mengen von Kolophonium durch Verwendung von aus Wurzeln gewonnenen Harzen oder als Nebenprodukt der Sulfatzellstoffkochung.

Kolophonium ist ein Naturprodukt aus dem Harz von Koniferen (insbesondere Pinienarten). Je nach geographischer Herkunft der als Ausgangsstoff dienenden Hölzer finden sich in Kolophonium insbes. Abietinsäure, Neoabietinsäure, Laevoabietinsäure, Pimarsäure, Isopimarsäure und Palustrinsäure in unterschiedlichen Konzentrationen. Von geringerer Bedeutung sind Protocatechusäure (3,4-Dihydroxy-benzoesäure), Bitterstoffe, Ether und Lactone.

Kombinationen der einzelnen Inhaltsstoffe können als Kontaktallergene wirksam sein.

Bewertung von Kolophonium hinsichtlich der Auswirkung einer Allergie auf die Minderung der Erwerbsfähigkeit:

Im Verhältnis zu der sehr weiten Verbreitung des Kolophoniums sind berufliche allergische Kontaktekzeme jedoch nicht so häufig und außerberufliche Kontaktmöglichkeiten ebenso bedeutsam.

Relevante berufliche Expositionen: Natürliches Kolophonium und seine Modifikationen werden verbreitet in Klebstoffen in der Industrie und im Privatbereich z.B. in Wundpflastern, in Farben, Lacken und Druckerschwärze, in Gummisorten, in Kosmetika, in Kaugummi, Enthaarungswachsen, Baumwachen und zahntechnischen Wachsen sowie als Gleithemmer (z.B. als Geigenharz, beim Sport und beim Tanzen) verwendet. Es wird als Flussmittel beim Weichlöten eingesetzt. Kolophonium ist in Nadelhölzern und Produkten daraus (Möbel, Spanplatten, Papier und Pappen) enthalten. Berufskrankheitenfälle durch Kolophonium wurden in den folgenden Berufsgruppen registriert:

  • Chemiebetriebswerker, Kunststoffarbeiter, Buchbinder, Drucker/Druckerhelfer, Former und Formgießer, Löter, spanabhebende Metallarbeiter, Schlosser, Elektroinstallateure/Montierer, Tischler und andere Holzberufe, Maler, Friseure, Gesundheitsberufe.

Auswirkung einer Allergie: "Geringgradig" bei einer isolierten Sensibilisierung gegen ein modifiziertes Harz ohne Gruppenreaktion und mit beschränktem Einsatz. "Mittelgradig" wenn die Arbeitsplätze der oben genannten Berufe als verschlossen zu betrachten sind. Es ist dabei immer zu prüfen, ob kolophoniumfreie Ersatzprodukte eingesetzt und dadurch Tätigkeitswechsel vermieden werden können (Abgrenzung "geringgradig" und "mittelgradig"). "Schwerwiegend" wenn die Auslöseschwelle für die Allergie so niedrig ist, dass auch der Kontakt mit üblichen Papiersorten Kontaktekzeme auslöst.

Vorkommen

Aufgrund seiner guten Klebeeigenschaften wird Kolophonium u.a. industriell in Klebern, Papierleim, Klebebändern, Heftpflaster, Kitt, Lacken, Farben, Polituren, Geigenbogenharz, Gleitmitteln, Kaugummi, Seifen, Kosmetika, Haarpflegemitteln, Desinfektionsmitteln, Schmierstoffen, Schneideöl, Korrosionsschutzmitteln und Lötzinn verwendet.

Hinweis(e)

"Kolophonium" stammt aus der griechischen Sprache und ist der Name der lydischen Stadt Kolophon, in der im Altertum Harz destilliert wurde.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

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  2. Diepgen TL et al. (2005) Evidenzbasierte Beurteilung der Auswirkung von Typ-IV-Allergien bei der Minderung der Erwerbsfähigkeit - Begutachtung berufsbedingter Hautkrankheiten. Hautarzt 56: 207-223
  3. Diepgen TL et al. (2002) Beurteilung der Auswirkung von Allergien bei der Minderung der Erwerbsfähigkeit im Rahmen der BK 5101. Teil I: Acrylate/Methacrylate, Epoxidharz-Systeme, Formaldehyd, Dichromat, Kolophonium, Latex, Nickel, p-Phenylendiamin. Dermatol Beruf Umwelt 50: 139-154
  4. Kanerva L et al. (2001) Colophonium in sanitary pads. Contact Dermatitis 44: 59-60
  5. Krakowiak A et al. (2004) Occupational contact dermatitis with rhinoconjunctivitis due to Tilia cordata and colophonium exposure in a cosmetician. Contact Dermatitis 51: 34
  6. Kuner N et al. (2004) Allergic contact dermatitis from colophonium, turpentine and ebony in a violinist presenting as fiddler's neck. Contact Dermatitis 50: 258-529
  7. Li LF et al. (2002) Contact hypersensitivity in hand dermatitis. Contact Dermatitis 47: 206-209
  8. Strauss RM, Wilkinson SM (2002) Shoe dermatitis due to colophonium used as leather tanning or finishing agent in Portuguese shoes. Contact Dermatitis 47: 59

Weiterführende Artikel (3)

Bitterstoffe; MdE; Terpentinöl;
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