Wimpernverlängerung durch Prostaglandin-Analoga

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 16.07.2020

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Synonym(e)

Eyelash-Serum; Prostaglandin-Analoga; Wimpernserum

Definition

Prostaglandin-Analoga sind bei lokaler Applikation in der Lage, Wimpern zu einem deutlichen Wachstum anzuregen. Dies belegen seit etwa 2 Jahrzehnten zahlreiche randomisierte doppelblinde, reproduzierbare Therapiestudien die zu diesem Thema vorgelegt wurden (s. Literatur). Die Wachstumseffekte wurden sowohl bei gesunden kaukasischen wie auch bei asiatischen Frauen nachgewiesen. Therapieansätze gibt es auch für Alopezien der Augenbrauen und des Capillitium (Vergilis-Kalner IJ 2014).  

Gute Effekte konnten auch bei chemotherapeutisch induziertem Wimpernverlust nachgewiesen werden (Ahluwalia GS 2013). Postchemotherapie-Patienten müssen jedoch mit höheren Nebenwirkungen rechnen als gesunde.   

Allgemeine Information

Prostaglandin-Analoga verlängern die Wachstumsphase der Wimpern, sodass sich vermehrt Wimpern gleichzeitig in der Wachstumsphase befinden und die Wimpern sowohl länger als auch dichter werden. Die Anzahl an angelegten Haarfollikeln wird nicht beeinflusst. Prostaglandin-Analoga stimulieren auch die Melaninsynthese; dieser Effekt kann zu Hyperpigmentierungen der Augenlider führen. In Studien zur Wirkung von Latanoprost bei androgenetischer Alopezie konnte eine signifikante Zunahme der Haardichte gezeigt werden. Zudem wurde eine verstärkte Pigmentierung des Haares beobachtet. Der molekulare Wirkmechanismus von PG-Analoga auf den Wachstumszyklus der Wimpern ist bisher nicht bekannt (BfR-Kommission: 21. Sitzung der BfR-Kommission für kosmetische Mittel, Protokoll vom 18. April 2018).

Inhaltsstoffe(e)

Folgende Prostaglandin-Analoga werden handelsüblich am häufigsten angeboten und verwendet:

  • Bimatoprost, Latanoprost
  • Isopropyl-Cloprostenate (Miralash®, FaceEvolution Hairplus®)
  • Dechloro-Dihydroxy-Difluoro-Ethylcloprostenolamide (Nanolash®, RevitaLash®)
  • Methylamido-Dihydro-Noralfaprostal (M2 Eyelash Activating Serum®)
  • Wirkstoff aus der Koralle Plexaura Homomalla (RefectoCil®, BeautyLash®) 

Komplikation(en)

Die Nebenwirkungen von Prostaglandin in kosmetischen Produkten sind höchst unterschiedlich. Bekannt sind:  konjunktivale Hyperämie, Juckreiz und Erytheme der Augenlider, melanotische Pigmentierungen der Iris, periokuläre Hautpigmentierungen, Keratitis punctata, Iriszysten, zystoides Makulaödem (Makri OE et al. 2017),  anteriore Uveitis, Iritis, Reaktivierung einer Keratitis herpetica.

Viele Publikationen hinsichtlich der Nebenwirkungen der Wimpernseren beziehen sich auf  den Wirkstoff Latanoprost, weil dieser am längsten für diese Indikation eingesetzt wurde (Alm A et al. 2008). 

Die meisten Nebenwirkungen traten bereits in einer frühen Therapiephase auf, und waren, nach Unterbrechung der Behandlung, offenbar reversibel . Mit den eher seltenen auftretenden gravierenden Nebenwirkungen müssen auch solche Nebenwirkungen bedacht werden, die für diese Medikamentengruppe bei der Therapie des Glaukoms seit langem bekannt ist (Horsely MB et al. 2011). Dieses gravierende Nebenwirkungsspektrum stellt die "Wimpernseren" als "unproblematische Kosmetika" ernsthaft in Frage. 

Dermatogischer Fallbericht: Nach Applikation eines Isopropylcloprostenate-haltigen Wimpernserums, entwickelte sich innerhalb einer kurzen Zeit eine periorbitale, interfollikuläre weißliche Farbveränderung, die auch um kapilläre Gefäße der Haut nachweisbar waren. Die Veränderungen waren reversibel (Horvath O et al. 2017).    

 

Hinweis(e)

2008 brachte die erste Firma ein Wimpernserum auf den Markt, inzwischen gibt es über 20 unterschiedliche Seren (Kosmetika).  Laut Herstellern regen diese Seren das Wachstum der Wimpern innerhalb kurzer Zeit deutlich an. Täglich aufgetragen, sollen ab etwa 4-6 Wochen erste Erfolge zu sehen sein. Dass diese Substanzen die Wimpern zum Wachstum anregten, entdeckten die Patienten per Zufall, als sie wegen eines Glaukoms Prostaglandin-haltige Augentropfen erhielten. 

Literatur
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  1. Ahluwalia GS (2013) Safety and efficacy of bimatoprost solution 0.03% topical application in patients with chemotherapy-induced eyelash loss. J Investig Dermatol Symp Proc 16:73-76.
  2. Alm A et al. (2008) Side effects associated with prostaglandin analog therapy. Surv Ophthalmol 53 Suppl1: 93-105.
  3. BfR-Kommission: 21. Sitzung der BfR-Kommission für kosmetische Mittel, Protokoll vom 18. April 2018. Prostaglandin-A

  4. Glaser DA et al. (2015) Long-term safety and efficacy of bimatoprost solution 0·03% application to the eyelid margin for the treatment of idiopathic and chemotherapy-induced eyelash hypotrichosis: a randomized controlled trial. Br J Dermatol 172:1384-1394.
  5. Fagien S et al. (2013)  Patient-reported outcomes of bimatoprost for eyelash growth: results from a randomized, double-masked, vehicle-controlled, parallel-group study. Aesthet Surg J 33:789-798. 
  6. Giannico AT et al. (2013) Eyelash growth induced by topical prostaglandin analogues, bimatoprost, tafluprost, travoprost, and latanoprost in rabbits. J Ocul Pharmacol Ther 29(9):817-820.
  7. Harii K et al. (2014) Bimatoprost for  eyelash growth in Japanese subjects: two multicenter controlled studies. Aesthetic Plast Surg 38:451-460. 
  8. Horsley MB et al. (2011) The use of prostaglandin analogs in the uveitic patient. Semin Ophthalmol 26:285-289
  9. Horváth O et al. (2017) Periocular discoloration after using a prostaglandin analog for eyelash enhancement: evaluation with reflectance confocal microscopy. J Cosmet Dermatol 16:18-20. 
  10. Khidhir KG et al. (2013) The prostamide-related glaucoma therapy, bimatoprost, offers a novel  approach for treating scalp alopecias. FASEB J 27:557-567.
  11. Kwon O et al. (2014) Long-term utility and durability of the therapeutic effects of bimatoprost 0.03% for eyelash augmentation in healthy Asian subjects. Dermatology 229:222-229. 
  12. Makri OE et al. (2017) Cystoid macular edema associated with preservative-free latanoprost after uncomplicated cataract surgery: case report and review of the literature.
    BMC Res Notes 10:127.
  13. Vergilis-Kalner IJ (2014) Application of bimatoprost ophthalmic solution 0.03% for the treatment of eyebrow hypotrichosis: series of ten cases. Dermatol Online J 20.
  14. Wirta D et al.(2015) Bimatoprost 0.03% for the Treatment of Eyelash Hypotrichosis: A Pooled Safety Analysis of Six Randomized, Double-masked Clinical Trials. J Clin Aesthet Dermatol 8:17-29. 

Weiterführende Artikel (2)

Bimatoprost; Prostaglandine;
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