Taubenzecke

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 01.11.2017

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Synonym(e)

Argas reflexus

Definition

Taubenzecken gehören zur Gruppe der Lederzecken (Spinnentiere). Die Taubenzecke hat einen eiförmigen, abgeplatteten Körper mit einer Länge von 0,5 bis 1,0 cm. Ihre Larven sind bis zu 0,1 cm groß. Die Mundwerkzeuge sind unterhalb des Körpers verborgen, weshalb sie häufig mit Wanzen verwechselt wird. Im nüchternen Zustand haben Taubenzecken eine gelbliche Farbe. Sie verfärben sich nach einer Blutmahlzeit bräunlich-rot. Taubenzecken sind nachtaktiv. 

Sie  halten sich in Ritzen von Taubenbrutstauf. Taubenzecken sind nicht einzeln verteilt: sie leben in Nestern, die bis zu 500 Tiere fassen können. An Orten mit wachsender Taubenpopulation ist somit ein verstärktes Aufkommen von Taubenzecken zu erwarten. Im Winter kann die Taubenzecke aus den kälteren Bereichen der Taubenbrutstätten (z.B. Dachböden) in die beheizten Wohnräume des Menschen ziehen und gelangen auf der Suche nach Nahrung damit in den direkten Lebensraum des Menschen.

Die Parasiten „besuchen“ ihren Wirt bei Bedarf zur Nahrungsaufnahme. Die Taubenzecke ist wirtsgebunden, kann aber gelegentlich auch den Fehlwirt „Menschen“ befallen. Sie versterben dann allerdings innerhalb weniger Tage. Ohne Nahrung können Taubenzecken bis zu 10 Jahre überleben.

Komplikation(en)

Der Stich von A. reflexus führt i.A. zu einer unkomplizierten, empfindlich juckenden entzündlichen Lokalreaktion.

Nach wiederholten Stichen können IgE-vermittelte, allergische  Reaktionen eintreten (Spiewak R et al. 2006, Weckesser S et al. 2010). Systemreaktionen wie Urtikaria, Angioödem, Dyspnoe, kardiovaskuläre Dysregulationen sind nicht selten. Sie wurden in einem größeren Kollektiv von Sensibilisierten bei 12 von 148 (8%) nachgewiesen (Kleine-Tebbe J et al. 2006). Als Allergen wurde Arg r1, ein Lipocalin identifiziert (Hilger C et al. 2005).

Es wird weiterhin angenommen, dass die Taubenzecke als Vektor für das Bakterium Coxiella burnetii in Frage kommt (Auslöser des sog. Q-Fiebers).

Hinweis(e)

Bei Verdacht auf eine Raumbesiedlichung durch Taubenzecken ist eine professionelle Beseitigung der Schädlinge mit geeigneten Insektiziden durch Schädlingsbekämpfer notwendig. 

Literatur
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Hilger C et al. (2005) IgE-mediated anaphylaxis caused by bites of the pigeon tick Argas reflexus: cloning and expression of the major allergen Arg r 1. J Allergy Clin Immunol 115:617-622.

Kleine-Tebbe J et al. (2006) Bites of the European pigeon tick (Argas reflexus): Risk of IgE-mediated sensitizations and anaphylactic reactions. J Allergy Clin Immunol 117:190-195.

Spiewak R et al. (2006) Allergy to pigeon tick (Argas reflexus) in Upper Silesia, Poland. Ann Agric Environ Med 13:107-112.

Weckesser S et al. (2010)  Anaphylactic reactions to bites of the pigeon tick Argas reflexus. Eur J Dermatol 20: 244-245.

Verweisende Artikel (1)

Zecken;

Weiterführende Artikel (1)

Q-Fieber;
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