Selektine

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 27.09.2023

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Definition

Gruppe von kohlenhydratbindenden (lektinartigen) Adhäsionsmolekülen, die bei akuten oder chronischen Entzündungen entscheidend zur Adhäsion der Leukozyten am vaskulären Endothel und zu deren chemotaktischer Emigration in das entzündete Gewebe beitragen (s.a.u. PRRs).

Einteilung

Man unterscheidet:
  • L-Selektin
  • E-Selektin
  • P-Selektin.

Allgemeine Information

Selektine initiieren eine komplexe Kaskade von Adhäsionsereignissen, indem sie fließende Leukozyten aus dem kapillaren Blutstrom durch Vermittlung einer rollenden Verlangsamung entlang der Gefäßwand lokal konzentrieren. Dieser Prozess läuft in einer Kaskade von hintereinander geschalteten molekularen Interaktionen ab.

Zunächst vermitteln Selektine das "Andocken" und Rollen der Leukozyten auf der Endotheloberfläche. Dies führt zur Verlangsamung der Leukozyten und ermöglicht den Kontakt mit Signalstoffen auf der Endotheloberfläche, wie z.B. den Chemokinen. Diese stimulieren die Aktivierung von Integrinen auf der Leukozytenoberfläche. Integrine vermitteln dann die effiziente Bindung dieser Zellen an die Endotheloberfläche.

Als Liganden der Integrine fungieren Mitglieder der Immunglobulin (Ig) Superfamilie. Die nun stabil adhärierenden Leukozyten können sich gezielt fortbewegen und schließlich aktiv durch die Endothelzellschicht hindurchwandern.

Von den drei bekannten Selektinen ist eines, L-Selektin, auf den meisten Leukozyten zu finden, während E-Selektin ausschließlich von Endothelzellen exprimiert wird und P-Selektin auf Endothel und auf Thrombozyten zu finden ist.

Vorkommen

Bei der Leukozyten Adhäsions Defizienz II (LAD II) handelt es sich um einen Gendefekt der auf Grund des Fehlens von Selektinliganden zu einem primären Immundefekt führt (rezidivierende schwere Infektionen mit Fieberschüben, dramatischer Anstieg der Leukozytenzahlen im Blut).

Hinweis(e)

Durch die initiale Rolle in der zellulären Immunabwehr von Entzündungsereignissen wurden die Selektine mit ihrer strukturellen und funktionellen Aufklärung in den 90er Jahren zu einer ausgesprochen attraktiven Zielstruktur für die pharmazeutische Forschung. Sehr aussichtsreich erscheint dabei die Vorstellung, durch eine Modulation oder Blockierung der Selektinbindungen an einem sehr frühen und kausalen Punkt auf pathologische Entzündungsprozesse wie der rheumatoiden Arthritis oder der myokardialen Ischämie Einfluss nehmen zu können.
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