Pruritus hepatischer L29.8

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.01.2020

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Synonym(e)

Cholestatischer Juckreiz; Cholestatischer Pruritus; Hepatischer Juckreiz; Hepatischer Pruritus; Hepatogener Juckreiz; Hepatogener Pruritus; Juckreiz bei Leberkrankungen; Pruritus bei Lebererkrankungen

Definition

Bei ikterischen und anikterischen Lebererkrankungen als Ausdruck einer Cholestase vorkommender Juckreiz mit Exkoriationen und Ekzematisation.

Ätiopathogenese

Das auslösende Pruritogen ist bisher nicht eindeutig identifiziert. Es gibt eine Anzahl von Hinweisen, die einen direkten Zusammenhang zwischen Gallensalzen und Pruritus anzweifeln. Eine Korrelation zwischen Intensität des Pruritus und den Gallensalzkonzentrationen konnte nicht nachgewiesen werden. Ebenso nicht zwischen Pruritus und dem Ausmaß der Cholestase. Diskutiert wird die atiopathogenetische Rolle endogener Opioide, Histamin, Autotaxin und Lysophosphatidisäure.    

Therapie

Behandlung der Grunderkrankung.

Externe Therapie

Menthol, Polidocanol: Die externen Therapieansätze sind i.A. nicht sehr erfolgreich. Kühlende wasserhaltige Salben, Schüttelmixturen oder auch Gele mit Zusätzen von Menthol (z.B. Menthol-Creme 5%) und Polidocanol (z.B. Thesit, Optiderm, R200 R197 ) sind in der Lage, den Juckreiz leicht zu mindern.

Capsaicin: Vereinzelt gute Erfolge können mit einer Capsaicin-haltigen Salbe erzielt werden. Capsaicin ist ein galenisch relativ unkomplizierter Extrakt aus Cayenne-Pfeffer. Die Salbe wird mehrfach tgl. aufgetragen; Beginn mit einer 0,025% Konzentration, später allmähliche Steigerung bis auf 0,075% Capsaicin R036 . In empfindlichen Bereichen wie dem Gesicht sollten nur niedrige Konzentrationen angewendet werden. Auch kaltes Abduschen wirkt juckreizlindernd.

Interne Therapie

Bei primär biliärer Zirrhose werden gute Effekte durch Codein (4-stündlich 20 mg p.o.) beschrieben (erhöhte Plasmaspiegel endogener Opioide spielen für den Pruritus bei primär biliärer Zirrhose eine Rolle; Codein hemmt diesen Mechanismus).

Austauschharze: Einige Patienten sprechen auf eine Therapie mit dem Anionenaustauscherharz Colestyramin  an. (z.B Quantalan: Dosierung: 4 Protionen zu 4g (max. 16g/Tag) über den Tag verteilt, vor den Mahlzeiten einzunehmen). Austauscherharze sind nicht resorbierbare alkalische Makromoleküle, die Anionen, amphiphile Substanzen wie Gallensalze im Darmlumen binden. 

Opioidrezeptorantagonisten: Die Wirksamkeit der Opioidrezeptorantagonisten Naloxon und Naltrexon (12,5-50mg/Tag p.o.) konnte in Studien anchgewiesen werden.

Rifampicin: Ebenfalls wirksam ist der Einsatz des Antibiotikums Rifampicin (300-600mg/Tag) - wirkt als Ligand des des nukleären Pregnan/Steroid X-Rezeptors-.  

Experimentell: Lidocain, Phototherapien (UVA und UVB), Plasmapherese.        

Literatur
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  1. Jones EA (1996) Why do chlestatic patients itch? British J Med 38: 644-645
  2. Kaliner MA (2002) H1-antihistamines in the elderly. Clin Allergy Immunol 17: 465-481
  3. kremer AE et al. (2012) Cholestatischer Pruritus. Neues zur Pathophysiologie und aktuelle Therapie. Hautarzt 63: 532-538 
  4. Schirrmacher S et al. (2003) Pathogenesis and treatment of pruritus in patients with cholestasis. Z Gastroenterol 41: 259-262
  5. Velayudham LS et al. (2003) Drug-induced cholestasis. Expert Opin Drug Saf 2: 287-304
  6. Zylicz Z, Krajnik M (1999) Codeine for pruritus in primary biliary cirrhosis. Lancet 353: 813

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