Propionsäure

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 11.02.2018

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Synonym(e)

E 280; Propansäure; propionic acid (engl.)

Definition

Propionsäure (E 280) ist eine einbasige, unangenehm stechend riechende, gesättigte, leicht ätzend wirkende organische Säure (Fettsäure), die sich bei Menschen u.a. im Urin und Schweiß nachweisen lässt.  

Propionsäure sowie ihre Salze (Propionate) Natriumpropionat (E 281), Calciumpropionat (E 282) und Kaliumpropionat (E 283) sind als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen. Sie wirken antimikrobiell gegen bestimmte Bakterien-, Hefe- und Schimmelarten, verhindern z.B. das Verschimmeln von Brot. Propionsäure kommt natürlich in geringen Mengen in bestimmten Käsesorten vor. Für die verschiedenen Produkte gelten Höchstmengen von 1,0 bis 3,0 g/kg Lebensmittel.

Propionsäure wird unter der INCI-Bezeichnung "propionic acid" in kosmetischen Rezepturen als Konservierungsmittel eingesetzt.  

Vorkommen

Propionsäure kommt in verschiedenen Pflanzen in deren ätherischen Ölen vor. Im Dickdarm wird Propionsäure v.a. bei ballaststoffreicher Ernährung durch Bakterien gebildet. Durch diesen Vorgang werden unverdauliche Nahrungsbestandteile abgebaut. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren wie Essig-, Propion- und Buttersäure. Diese werden im Dickdarm resorbiert und damit systemisch wirksam. 

Wirkungen

Propionsäure und Immunsystem: Neu sind Beobachtungen über Auswirkungen von kurz- und langkettigen Fettsäuren auf das Immunsystem. Insbes. führen Propionsäure und deren Salze zur Produktion und Aktivierung von regulatorischen T-Zellen und zur Downregulierung inflammatorischer und autoimmunologischer Reaktionen. Propionsäure, auch Benzoate sowie Curcumin vermögen in vitro dosisabhängig den Th1-Typ der Immunantwort unterdrücken. Dieser antiinflammatorischer Effekt könnte einen Shift der Th1/Th2-Typ Immunbalance zu einer Th2-dominierten Immunantwort verursachen.

So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass nutritiv zugeführte Fettsäuren positiven Einfluss auf den Verlauf der Multiplen Sklerose haben (Haghikia A et al. 2015). Langkettige Fettsäuren hingegen fördern inflammatorische Prozesse in der Darmwand (erhöhte Produktion von Interleukin-17 und Gamma-Interferon). Langkettige Fettsäuren scheinen einen ungünstigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf der Multiplen Sklerose zu haben (Quelle: Pressemitteilung Ruhr-Universität Bochum, 21.10.2015). Kumulierte Dosen von Propionsäure hingegen wirken neurotoxisch und verstärken autistische Phänomene.

Propionsäure und Haut: Propionibacterium acnes, ein wichtiger Bestandteil des Haut-Mikrobioms, bildet Propionsäure. Dies ist für den PH Haut und deren antimikrobielle Wirkung von großer Bedeutung ist. Die Vermehrung von Propionibacterium acnes (z.B. bei Acne vulgaris) führt zur erhöhten lokalen Propionsäurekonzentration und konsekutiven zytologischen und immunologischen Effekten.      

Literatur
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  1. Chambers, Edward S (2014) Effects of targeted delivery of propionate to the human colon on appetite regulation, body weight maintenance and adiposity in overweight adults. In: Gut microbiota: 1744–1754
  2. El-Ansary AK et al. (2012)Etiology of autistic features: the persisting neurotoxic effects of propionic acid. J Neuroinflammation 9:74.
  3. Haghikia A et al. (2015) Dietary Fatty Acids Directly Impact Central Nervous System Autoimmunity via the
    Small Intestine. Immunity 43:817-829.
  4. Maier E et al. (2010) Food preservatives sodium benzoate and propionic acid and colorant curcumin suppress Th1-type immune response in vitro. Food Chem Toxicol 48:1950-1956.
  5. Pressemitteilung Ruhr-Universität Bochum, 21.10.2015
  6. Tax G et al. (2016) Propionic Acid Produced by Propionibacterium acnes Strains Contri-butes to Their Pathogenicity. Acta Derm Venereol 96:43-49.  

Weiterführende Artikel (4)

E 281; E 282; E 283; Propionic acid (INCI);
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