Methantheliniumbromid

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 04.11.2016

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Synonym(e)

Vagantin

Definition

Orales Anticholinergikum (quaternäres Ammoniumderivat) zur Behandlung der Hyperhidrosis.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Methantheliniumbromid ist ein quarternäres Ammoniumderivat mit anticholinerger Wirkung und unterscheidet sich von Atropin durch das Überwiegen der Blockade der ganglionären gegenüber der peripheren muskarinergen Übertragung. Methantheliniumbromid vermindert den Tonus der glatten Muskulatur im Bereich des Magen-, Darm- und Urogenitaltraktes. Es hemmt die Bronchial-, Speichel- und Schweißsekretion sowie die Magensäuresekretion und lähmt die Akkommodation. Die Wirkungsdauer von Methantheliniumbromid nach oraler Gabe ist klinisch länger als die von Atropin; sie beträgt bei einer therapeutischen Dosis von 50-100 mg ca. 6 Stunden.

Indikation

Situativ bei Stresssituation mit zu erwartender Hyperhidrose. Ansonsten auch bei Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni, Gastritis, Reizmagen (bei Hyperacidität). Vermehrte Bewegungsvorgänge im Gastrointestinaltrakt, Reizkolon.

Schwangerschaft/Stillzeit

Stillzeit: kontraindiziert. Schwangerschaft: strenge Indikationsstellung im 3. Trimenon und unter der Geburt.

Komplikation(en)

Auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch können Sehleistung, Reaktionsvermögen im Straßenverkehr oder die Bedienung von Maschinen beeinträchtigt sein.

Dosierung und Art der Anwendung

3mal/Tag 1 Tbl. p.o. unzerkaut 30 Min. vor den Mahlzeiten mit Flüssigkeit einnehmen.

Unerwünschte Wirkungen

Anticholinerge Wirkungen (z.B. Mundtrockenheit, Hautrötungen, Akkomodationsstörungen, Tachykardien, Miktionsstörungen), allergische Reaktionen.

Wechselwirkungen

Die anticholinerge Wirkung von Antihistaminika und Disopyramid kann verstärkt sein. Eine Tachykardie durch β-Sympathikomimetika kann verstärkt werden. Die Absorption gleichzeitig verabreichter Medikamente kann verzögert werden.

Kontraindikation

Harnverhalt (z.B. bei Prostataadenom), Myastenia gravis.

Präparate

Vagantin

Hinweis(e)

Das Präparat ist mit der Indikation der Hyperhidrose seit 1951 im Handel. Eine gute Evidenz wurde erst in neuerlichen Studien bestätigt (s. Akt Dermatol 37. Blickpunkt Medizin S. 234, Sonderpublikation). Es wird seit April 2016 bei der primären axillären Hyperhidrose erstattet.  

Patienteninformation(en)

Nach Herstellerangaben signifikante Reduktion der Schweißrate um bis zu 50%, Eintritt der Wirkung innerhalb von 30-60 Minuten, gut einsetzbar vor Präsentationen, Prüfungen. Auch für langfristige Behandlung dauerhaft einsetzbar. Erstattungsfähig.

Literatur
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  1. Fuchslocher M et al. (2002) Orale anticholinerge Therapie der fokalen Hyperhidrose mit Methantheliniumbromid (Vagantin). Hautarzt  53: 151-152
  2. Hund M et al. (2004) Randomisierte, plazebokontrollierte klinische Doppelblindstudie zur Wirksamkeit und Verträglichkeit der oralen Therapie mit Methantheliniumbromid (Vagantin) bei fokaler Hyperhidrose. JDDG 2: 343-349
  3. Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) (2012) S1-Leitlinie. Definition und Therapie der primären Hyperhidrose. Stand 15.01. 2012 

Verweisende Artikel (2)

Hyperhidrosis axillaris; Vagantin;

Weiterführende Artikel (1)

Hyperhidrose (Übersicht);
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