Kontaktdermatitis hämatogene L23.8

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 19.01.2020

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Synonym(e)

Contact dermatitis; Hämatogene allergische Kontaktdermatitis; Hämatogene Kontaktdermatitis; Hämatogenes kontaktallergisches Ekzem; Hämatogenes Kontaktekzem; Kontaktdermatitis hämatogene; Kontaktdermatitis hämatogen streuende; Kontaktekzem hämatogen streuendes; Systemisch induziertes Kontaktekzem

Definition

Von großer klinischer Vielfalt geprägte, hämatogen (von innen) ausgelöste kontaktallergische Dermatitis (Ekzem), bei der Sensibilisierung und Auslösung oder nur die Auslösung durch eine systemische Allergenzufuhr erfolgt. Hierbei kann das verantwortliche Allergen über die Haut, oral, inhalativ oder systemisch aufgenommenen werden. Als Allergene kommen z.B. Metalle wie Nickel, Chrom, Kobalt, Gold; Medikamente, Pilzantigene, Nahrungsmittelallergene in Frage. Nicht selten kann es dabei zu einer konsekutiven, generalisierten (exanthematischen) Ekzemreaktion kommen.

Sonderformen sind verschiedene Formen von dyshidrotischen Hand- und Fußekzemen (s.u. Dyshidrotische Dermatitis) sowie das Baboon-Syndrom ("Pavian-Syndrom").

Vorkommen/Epidemiologie

Über Inzidenzen oder Prävalenzen liegen keine verlässlichen Daten vor. Eine größere Zahl von Publikationen liegt zu den Kontaktallergenen Nickel (s.u. Nickelallergie) und Perubalsam vor. In den meisten Fällen war der Nachweis einer Typ IV-Sensibilisierung (s.u. Allergie) durch das in Frage kommende Kontaktallergen (s.u. Allergen) Voraussetzung für die Diagnose.

Klinisches Bild

Vielfältiges exanthematisches klinisches Bild, das sich wenige Stunden bis Tage nach Allergenzufuhr entwickelt. Es zeigt sich ein meist deutlich juckendes, zunächst kleinfleckiges, initial follikulär betontes, makulöses oder papulöses, später auch plaqueartiges Exanthem, wobei der klassische Ausgangsherd, wie bei einem kontaktallergischen Ekzem, meist fehlt. Eine Sonderform ist das Baboon-Syndrom, ein häufig Arzneimittel-induziertes Kontaktekzem, das sich beugeseitig inguinal und gluteal (Pavian-Syndrom) lokalisiert. Erythema exsudativum multiforme-artige Exantheme werden nach antiphlogistischen Externa (beispielhaft sind Diclophenac-haltige Externa) gefunden. Auch symmetrische dyshidrotische Ekzeme können hämatogen induziert werden.

Labor

Eingeschränktes Allgemeinbefinden, Fieber, erhöhte Enzündungsparameter (z.B. CRP und BSG), Lymphadenopathien und Eosinophilien können begleitend beobachtet werden.

Histologie

Das histologische Bild ist nicht Diagnose-spezifisch und zeigt eine follikuläre aber auch nicht follikuläre spongiotische Dermatitis unterschiedlicher Akuität. Diese läßt sich nicht von anderen Krankheitsbildern mit spongiotischer Dermatitis abgrenzen. Üblicherweise findet sich eine leicht verbreiterte Epidermis mit Orthohyperkeratose. Häufig Verlust der Korbgeflechtstruktur. Fokale Epidermotropie mit Spongiose. In der papillären Dermis unterschiedlich ausgeprägtes Ödem. Schütteres, perivaskulär orientiertes, aber auch diffuses, überwiegend lymphozytäres Infiltrat ist vorhanden.

Diagnose

Anamnese, Klinik, Nachweis von Auslösern und einer systemischen Spättypreaktion. Der Allergennachweis ist über einen Epikutantest zu führen. Kritisch ist anzumerken, dass die Epikutantestung zu "falsch negativen Ergebnissen" führen kann. Somit fordern verschiedene Autoren einen positiven oralen Provokationstest zur Diagnosestellung. Der Provokationstestung sollte eine 6-8 Wochen lange Phase der Allergenvermeidung vorausgehen. Die orale Provokationstestung erfolgt mit folgenden Testsubstanzen: Perubalsam (1,0 g); Nickel (2.0-5,0 g) Chrom (2,0-3,0 mg); Kobalt (1,0 mg).

Differentialdiagnose

Klinische Differenzialdiagnosen:

  • Abzugrenzen ist das streuende allergische Kontaktekzem (s.u. Kontaktdermatitis, allergische), bei dem die Allergenzufuhr zwar von außen erfolgt, die Kontaktreaktion sich jedoch nicht scharfrandig zur gesunden Haut abgrenzt, sondern mit "streuenden" Ekzempapeln die nicht kontaktierte Umgebungshaut befällt (zur Differenzialdiagnose s.a.u. Toxische Kontaktdermatitis).
  • Dyshidrotische allergische Kontaktdermatitis: Hierbei ensteht nach lokalem Allergenkontakt eine vesikulöse oder bullöse Dermatitis an Handflächen und Fußsohlen mit klaren, intraepidermal gelegenen Bläschen oder Blasen.
  • Seborrhoische Dermatitis: v.a. am Rumpf lokalisiert, hier in seborrhoischen Zonen (Schweißrinnen im Sternalbereich, entlang der Wirbelsäule, Schultergürtel) aber auch zentrofacial. Chronische, meist figurierte, wenig juckende, unterschiedlich intensiv schuppende, meist ortsständige, scharf begrenzte, rote oder rot-braune Flecken, Papeln oder Plaques.

Histologische Differenzialdiagnosen: Das histologische Bild ist nicht Diagnose-spezifisch. Somit sind differenzialdiagnostisch alle Krankheitsbilder mit spongiotischer Dermatitis in Erwägung zu ziehen.

Externe Therapie

Rückfettende topische Steroide. S.u. Ekzem.

Interne Therapie

Kurzfristig Glukokortikoide (z.B. Prednisolon) in Dosierung von 100-150 mg/Tag i.v. oder p.o. Antihistaminika wie Dimetindenmaleat (Fenistil 2mal/Tag 1 Amp. i.v.).

Prophylaxe

Nach der Theapie der akuten Hautsymptomatik sollte eine konsequente Allergenvermeidung erfolgen (Pat. mit entprechenden Diätplänen vertraut machen; Diätberater sind empfehlenswert).

Literatur
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  1. Erdmann SM et al. (2010) Hämatogenes Kontaktekzem durch Nahrungsmittel. Allergo J 19: 264-271
  2. Meier H et al. (1999) Occupationally-induced contact dermatitis and bronchial asthma in a unusual delayed reaction to hydroxychloroquine. Hautarzt 50: 665-669
  3. Menne T et al. (1984) Hämatogenes Kontaktekzem nach oraler Gabe von Neomycin. Hautarzt 35: 319-320

Disclaimer

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