Interleukin-16

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Synonym(e)

IL-16; LCF; LCF.; Lymphocyte chemoattractant factor

Definition

Als Interleukine (von lat/griech. inter = zwischen; leukos = weiß; kinein = sich bewegen) wird eine Gruppe von körpereigenen, kurzkettigen Regulatorproteine (Zytokine) des Immunsystems bezeichnet (IL1-IL38). Interleukine sind Mediatoren für Induktion, Verlauf und Kontrolle der T-Zell-vermittelten zytotoxischen Immunreaktionen sowie der B-Zell-Aktivierung (Antikörperproduktion). Sie werden vorwiegend von stimulierten Leukozyten, Monozyten und Makrophagen gebildet und sezerniert. Bisher sind etwa 38 unterschiedliche Interleukine eindeutig identifiziert. Jedem Zytokin der Interleukingruppe ist nomenklatorisch eine Zahl zu ihrer Klassifikation zugewiesen (IL-1 bis IL-38).

Interleukin-16 ist ein pleiotropes, wachstumsförderndes Zytokin, das in erster Linie von T-Zellen gebildet werden, die das CD8-Antigen exprimieren. Das Zytokin fungiert als Chemoattraktans, als Modulator der T Zell Aktivierung, und als Inhibitor der HIV Replikation. Das kodierende Interleukin-16- Gen ist auf Chromosom 15 lokalisiert.

Die Freisetzung von Interleukin-16 wird durch Histamin stimuliert. Gebildet und sezerniert wird das Zytokin von Mastzellen, eosinophilen Granulozyten, CD4+T-Zellen und Makrophagen.

 

Allgemeine Information

 

 

Das Zytokin ähnelt keinem anderen Mitglied einer bekannten Zytokin-Familie. Ursprünglich wurde Interleukin-16 nach seiner Hautptfunktion als „Lymphocyte chemoattractant factor (LCF)“ bezeichnet. 

Interleukin-16 wird primär als ein 80 kDa schweres Präkursor-Peptid (Pro-IL-16) gebildet. Dieses Präkursor-Peptid wird durch ein proteolytisches Enzym (Kaspase-3) in ein 14-kDa-Monomer gespalten, das sich dann zu dem eigentlichen, biologisch wirksamen Homotetramer zusammenlagert. Interleukin-16 bindet über  CD4 (das damit auch die Funktion eines Zytokin-Rezeptors wahrnimmt).

Ruhende CD4+ Zellen nehmen daraufhin ihre Teilungsaktivität wieder auf und treten in die G1-Phase des Zellzyklus ein. Gleichzeitig fördert es die Expression des Interleukin-2-Rezeptors auf T-Lymphozyten. Infolge dieser Rezeptorexpression proliferieren T-Zellen nach Exposition mit Interleukin-2 und -16. Über die T-Zell-Aktivierung bindet Interleukin-16 an Monozyten, eosinophile Granulozyten und dendritische Zellen. Zellen denen CD4 fehlt, können nicht auf Interleukin-16 reagieren.

 

Klinisches Bild

Erhöhungen der Interleukin-16 Spiegel werden bei einer Reihe von ätiologisch unterschiedlichen Erkrankungen beobachtet. Ihre Wertigkeit bleibt abzuwarten. 

IL-16 ist erhöht beim akuten wie auch beim chronischen atopischen Ekzem und kann als Marker für die Aktivität der Erkrankung dienen.

Weiterhin finden sich Anstiege der Interleukin-Spiegel bei: Ovarialkarzinom, bei Adipositas, bei multipler Sklerose.

Polymorphismen des Interleukin-16 Gens führen zu einem erhöhten Risiko an einem Gliom (Genotyp: rs11556218 T/G)  zu erkranken, weiterhin wurden Polymophismen des Gens bei Kontaktsensibilisierungen nachgewiesen.

Hinweis(e)

Interleukin-16 spielt u.a. eine additive Rolle bei der Blockade der Replikation des HIV-Virus in CD4+ Lymphozyten. Noch erklärungsbedürftig bleibt seine Rolle bei Morbus Crohn, bei Multiple Sklerose, und autoimmuner Thyreoiditis.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017