Allergische Rhinokonjunktivitis J30.3

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 17.12.2020

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Synonym(e)

Heufieber; Heuschnupfen; Pollinosis; Rhinitis allergica, perenniale; Rhinokonjunktivitis allergica; Rhinokonjunktivitis allergische; Rhinokonjunktivitis allergische perenniale

Definition

Entzündliche Erkrankung der Schleimhaut der Nase und der Augen, die in einem zeitlichen Zusammenhang zu einer Exposition gegenüber Inhalations – (seltener nutritiven) Allergenen bei vorhandener spezifischer Sensibilisierung (meist Pollenallergene, Hausstaubmilben, seltener Tierepithelien oder Schimmelpilze) steht.  

Einteilung

Folgende Einteilungen sind geläufig:

  • Saisonale Rhinokonjunktivitis
  • Perenniale (ganzjährige) Rhinokonjunktivitis

Weitere Unterteilungen betreffen die Zeitdauer der allergischen Symptomatik:

  • Intermittierende Rhinokonjunktivitis (<4 Tage/Woche; < Wochen)
  • Persistierende Rhinokonjunktivitis (>4 Wochen)

Vorkommen/Epidemiologie

Häufige Form allergischer Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis. m<w.

Für Europa gilt für die perenniale Rhinitis eine Prävalenz von 14 %. Es bestehen große regionale Schwankungen mit einem West-Ost und einem Nord-Süd-Gefälle. Studien zeigen ein überwiegen der Sensibilisierungen in der Stadt- gegenüber der Landbevölkerung. Ein „ westlicher Lebensstil „ scheint Allergien zu begünstigen. Bestimmte Infektionen im frühen Kindesalter (z. B. Masern) wirken protektiv. Die familiärer Belastung (Verwandte ersten Grades) ist der größte Risikofaktor für die Entwicklung einer allergischen Erkrankung. Weitere Faktoren sind: Art der Allergenexposition, Umweltfaktoren, Infektionen.

Ätiopathogenese

Allergische und nicht allergische Faktoren. Etwa 50 % aller Formen der perennialen Rhinitis sind allergischer Natur.

Folgende Entzündungsmediatoren spielen bei der perennialen Rhinitis eine Rolle:

  • Histamin: aus Mastzellen und basophilen Granulozyten (Niesreiz, Juckreiz, Gefäßdilatation, Permeabilitätserhöhung)
  • Leukotriene: aus Mastzellen, basophilen Granulozyten, Thrombozyten (Gefäßdilatation, Zunahme der Permeabilitation)
  • weiterhin: PAF, Kinine, Tryptase, Interleukine-1, -3,-4,-8, -13; RANTES, Eotaxin, Gamma-Interferon, Eosinophiles kationisches Protein (ECP).
  • Relevante Allergene: grundsätzlich gilt, dass die Sensibilisierungsrate von der Verbreitung, der Allergien Mängel der Beschaffenheit und Aggressivität der Allergien abhängig ist.
  • Häufige Allergene bei perennialer allergischer Rhinitis sind: Hausstaubmilben und Vorratsmilben
  • Schimmelpilze (Aspergillus fumigatus u.a., Penicillium notatum, Mucor racemosus, Rhizopus nigricans, Serpula lacrymans)
  • Tierallergene (Katze, Hund, Meerschweinchen, Ratte, Maus, Pferd, Vögel)
  • Berufliche Allergene (Mehl und Getreidesorten, Tierhaare, Federn, pflanzliche Allergene, Insekten, Pilzsporen, Hölzer, Holzstäube, Futtermittel, Waschmittelbestandteile, Medikamente)  

Manifestation

Prinzipiell in jedem Alter möglich. Bei Kindern< 5 Jahre liegt die Inzidenz <5%. Sie ist im Alter zwischen 6 und 15 Jahren am höchsten. Etwa 75 % der Erkrankten entwickeln Symptome vor dem 25. Lebensjahr.

Klinisches Bild

Nasale Obstruktion (Stockschnupfen); eine seröse Rhinorrhö, nasaler Pruritus und Niesanfälle sind eher selten.

Der Beschwerdegipfel liegt in der Regel in den Morgenstunden (zum Beispiel bei Sensibilisierung gegen Hausstaubmilben).

Es besteht eine relativ hohe Gefahr für die Entwicklung einer bronchialen Hyperreagibilität, einer chronischen Sinusitis, eines Asthma bronchiale. Kinder fallen durch eine vermehrte Mundatmung auf (Adenoidgesicht). Folgen der vermehrten Mundatmung können die Entwicklung eines hohen Spitzen Gaumens, Zahnstellungsanomalien, Schmelzdefekte und Hyperplasien des Waldeyer`schen Rachenrings sein.

Kinder leiden an Schlafstörungen bis hin zur Schlafapnoe, sowie an einer verstärkten Infektionsneigung des oberen und unteren Respirationstraktes. 

Weiterhin besteht eine Hyperreagibilität der Schleimhaut gegen spezifische und unspezifische Stimuli. Der sogenannte Nasenzyklus (= wechselseitiges An-und Abschwellen der Nasenschleimhaut mit einer Dauer von 2-8 Stunden) ist gestört. Charakteristisch sind Störungen der mukoziliären Clearance sowie des Geruchssinns.

Quer verlaufende Hautfalte über dem Nasenrücken (Allergikergruß) = soll entstehen durch häufiges Drücken der Nasenspitze mit der Handinnenfläche nach oben und zurück. Handlung zur Erweiterung des Luftweges des Nasenraumes sowie gegen den Juckreiz.

Auffällig bei vielen Pat. mit allergischer Rhinokonjunktivitis sind periorbitale Schatten v.a. im Unterlidbereich (allergic shiners) sowie Unterlidödeme.

Unterteilung des klinischen Schweregrad:

  • Keine Symptome
  • gering (Symptome selten, stören tägliche Aktivitäten nicht)
  • mäßig (Symptome öfters bis häufig, stören tägliche Aktivitäten oder Schlaf kaum)
  • stark (Symptome ständig, stören tägliche Aktivitäten und Schlaf erheblich)

Diagnose

Diagnostik, Therapie s.u. Rhinitis allergica saisonale 

Hinweis(e)

Die allergische Rhinokonjunktivitis tritt selten isoliert auf. Häufiger liegen Kombinationen verschiedener Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis gleichzeitig vor. Etwa 40 % der Patienten mit atopischen Ekzem entwickeln eine perenniale Rhinokonjunktivitis oder ein allergisches Asthma bronchiale. 30-40 % aller Kinder mit allergischer Rhinitis entwickeln im späteren Leben ein allergisches Asthma bronchiale. Die Mehrzahl der Patienten mit allergischem Asthma bronchiale leidet gleichzeitig an einer allergischen Rhinokonjunktivitis  bzw. an einer allergischen Sinusitis.

Literatur
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  1. Ring J et al. (2018) Soforttyp-Allergie: Rhinokonjunktivitis, Asthma bronchiale, Anaphylaxie. In: Braun-Falco`s Dermatologie, Venerologie Allergologie G. Plewig et al. (Hrsg) Springer Verlag S 454-456

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