Analfissur K60.20

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 15.01.2024

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Synonym(e)

Afterriss; Analulkus; Darmriss; Darmriß

Definition

Polyätiologisches Symptom mit längs verlaufendem, unterschiedlich tiefem Einriss der Schleimhaut des distalen Analkanals mit sehr unterschiedlich intensiver, v.a. bei Defäkation auftretender (Minuten bis Stunden anhaltender) Schmerzsymptomatik.

Ätiopathogenese

Chronische Obstipation (übermäßige Dehnung des Analkanals beim Durchtritt harter Stuhlmassen), mangelhafte Durchblutung aufgrund venöser Stauung bei Hämorrhoidalleiden, chronische Entzündungen, chronische virale oder bakterielle Infektionen, Sexualpraktiken.

Manifestation

Vorwiegend im mittleren Erwachsenenalter auftretend.

Lokalisation

Meist hintere Kommissur (6 Uhr in Steinschnittlage).

Klinisches Bild

Zunächst oberflächlicher Defekt ( Analrhagade); dieser geht in die chronische Fissur, d.h. bis zu den Fasern des inneren Schließmuskels reichendes, lineares Ulkus mit entzündlicher Infiltration der Umgebung über. Am distalen Ende der Fissur entstehen meist Marisken, die sog. Vor- oder Wachtpostenfalte. Symptome sind heftigste, brennende, krampfartige Schmerzen bei der Defäkation, die stundenlang anhalten können. Ausstrahlung in Rücken, Beine, Genitale möglich. Es kommt zu Stuhlverhaltung und chronischem Spasmus des inneren Schließmuskels mit konsekutiver Fibrose.

Diagnose

Untersuchung in Lokalanästhesie: Lokalanästhetika-Injektionen in die Sphinkterregion, anschließend digitale Untersuchung und Proktoskopie.

Differentialdiagnose

Differenzialdiagnose analer Ulzerationen, die unter dem Bild einer Analfissur auftreten können.

Komplikation(en)

Fistelbildung, periproktitischer Abszess.+

Therapie

  • Oberflächliche akute Fissur: Analhygiene und warme Sitzbäder mit entzündungshemmenden Zusätzen (z.B. Kamilleextrakt) oder Adstringenzien (z.B. Tannosynt, Tannolact) und entsprechender Salbentherapie. Bei andauernder Schmerzhaftigkeit Verwendung von anästhesierenden Salben/Supp./Läppcheneinlagen (z.B. Xylocain 2% Gel), ggf. in Kombination mit entzündungshemmenden Zusätzen (z.B. Faktu Salbe/Supp., Hämo-ratiopharm Creme/Zäpfchen, Posterisan Salbe/Zäpfchen, DoloPosterine N Salbe/Supp.). Stuhlregulierung z.B. mit Weizenkleie/Leinsamen oder Quellmitteln wie Agarol, ggf. Injektion von Lokalanästhetika. Evtl. vorsichtiges Bougieren des Analkanals mit Sphinkterdehnern.
  • Chronische Fissur:
    • Konservative Therapie: Erfolgreich eingesetzt werden Glycerolnitrat-haltige Salben (z.B. hydrophile Isosorbiddinitrat-Rektalcreme 1 % (NRF 5.9.) und Suppositorien (z.B. hydrophile Glyceroltrinitrat-Rektalcreme 0,2 % (NRF 5.10.) oder Salben auf der Basis von Calciumantagonisten (Erschlaffung der glatten Msukulatur) wie z.B. eine 2% Diltiazemhydrochlorid-Salbe (Rp.: Diltiazemhydrochlorid 2,0, Basiscreme DAC ad 100,0; das NRF bietet ein 2% Diltiazemhydrochlorid-Gel an - NRF 5.6. oder Hydrophile Diltiazemhydrochlorid-Creme 2 %, NRF 5.7). Bei der Diltiazemrezeptur  kommt es weniger häufig zu Kopschmerzen.
    • Operative Therapie (verschiedene Verfahren): Z.B. laterale Sphinkterotomie nach Parks mit Durchtrennung des inneren Schließmuskels, primärer Wundverschluss, Fissurektomie nach Gabriel mit Exzision des gesamten Ulkus/Fissurektomie, Sekundärheilung.
    • Injektion von 2mal/Tag 20 Einheiten Botulinumtoxin über 6 Wochen (in der klinischen Erprobung).

Merke! Glukokortikoide sollten zurückhaltend verwendet werden!

Disclaimer

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