Treponema pallidum

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 16.03.2021

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Synonym(e)

Spirochaeta pallida; Treponema pallidum subspecies pallidum

Definition

Treponema pallidum subsp. pallidum ist ein gramnegatives, bewegliches, spirochaetisches Humanpathogen in der Familie der Spirochäten. 

T. pallidum subsp. pallidum ist der Erreger der Syphilis. Die Syphilis ist eine mehrstufige Infektionskrankheit, die zwischen Sexualpartnern durch aktive Läsionen oder von einer infizierten Frau auf ihren Fötus während der Schwangerschaft übertragen werden kann.

Syphilis hat eine weltweite Verbreitung (z. B. hat Afrika eine hohe Inzidenz) und betrifft alle Länder und Kontinent. Die Stadien der Syphilis wurden auf der Grundlage der klinischen Befunde eingeteilt, die zur Behandlung und Nachsorge führen.

Syphilitische-Primäraffekte können vor allem aufgrund ihrer gut dokumentierten Schmerzlosigkeit unbemerkt bleiben und wenn sie an schwer einsehbaren Körperstellen (z. B. Zervix, Rachen oder Anus/Rektum) auftreten. Darüber hinaus können die Läsionen aufgrund des eher uncharakteristischen Aspektes und der mangelnden Vertrautheit der Ärzte mit den Ausdrucksformen der Syphilis fehldiagnostiziert werden.

Sekundär kann sich die Syphilis durch Exantheme manifestieren, die vom Patienten unbemerkt bleiben oder eine ausgedehnte Erkrankung imitieren können.

Bemerkung: Treponema pallidum subsp. pallidum ist vollkommen empfindlich gegenüber Penicillin, obwohl dieses Antibiotikum seit sieben Jahrzehnten zur Behandlung von Syphilis-Infektionen eingesetzt wird. Die Standardbehandlung der unkomplizierten Syphilis mit parenteralem Benzathin-Penicillin G ist in allen Stadien hochwirksam. Resistenzen gegen viele Antibiotika (z. B. Makrolid- und Clindamycin-Resistenz) wurden in mehreren Ländern berichtet.

 

Erreger

Phylo-genomische, pan-genomische, core-genomische und singleton-Analysen offenbaren die enge Verbindung zwischen allen Stämmen von T. pallidum. Basierend auf einer Genomplastizitätsanalyse können Unterschiede im Vorhandensein/Abwesenheit von Pathogenitätsinseln (PAIs) und genomischen Inseln (GIs) auf Subsp.-Basis nachgewiesen werden. Es finden sich einige Gene, die mit der Lipid- und Aminosäurebiosynthese zusammenhängen, die nur in der subsp. von T. pallidum vorhanden waren, im Vergleich zu T. pallidum subsp. endemicum und T. pallidum subsp. pertenue. Die Unterarten T. pallidum subsp. endemicum und T. pallidum subsp. pertenu sind sich so ähnlich, dass sie serologisch nicht unterschieden werden können. Sie sind antigenisch kreuzreaktiv (Jaiswal AK et al. 2020). Auch ist ihre Morphologie nicht unterscheidbar. In den 1980er Jahren wurde eine sehr begrenzte genetische Diversität zwischen diesen Erregerspezies festgestellt. Später konnte nachgewiesen werden, dass die Genome von Syphilis-, Yaws- und Bejel-Treponemen eine Gesamtähnlichkeit von 97-100 % aufweisen und auch die molekulare Organisation identisch ist. Dieser Nachweis legt nahe, dass nur kleine genetische Veränderungen in Schlüsselgenen zwischen diesen Organismen für die berichteten Unterschiede in der Krankheitspathogenese verantwortlich sind. Bei der Betrachtung der Gene in PAIs und GIs ist feststellbar, dass es in allen Unterarten keine Pathogenitätsinseln gibt. Gene, die in Pathogenitätsinseln (PAIs) oder genomischen Inseln (GIs) der Subspezies pallidum vorhanden sind, fehlen in den Subspezies endemicum und pertenue (Jaiswal AK et al. 2020).

Vorkommen/Epidemiologie

Die Verbreitung der venerischen Syphilis ist global. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass es jährlich 12 Millionen neue Syphilisfälle gibt, und die Gesamtzahl der Fälle von Yaws, Bejel und Pinta (den endemischen Treponematosen) liegt bei etwa 2,5 Millionen weltweit, obwohl hierzu keine guten epidemiologischen Daten verfügbar sind. Die durch T. pallidum verursachten Infektionen sind durch Perioden aktiver klinischer Erkrankungen gekennzeichnet, die von Episoden asymptomatischer latenter Infektionen unterbrochen werden, und können bei unbehandelten Personen lebenslange Infektionen verursachen (Centurion-Lara A et al. 2006; Nyatsanza F et al. 2016)

 

Ätiologie

Die Natur von T. pallidum ist hoch invasiv. Wie der Verlauf der Syphilis-Infektionen zeigt, überwindet Treponema pallidum subsp. pallidum in der Frühphase der Infektion die Plazenta-, Endothel- und Blut-Hirn-Schranke. Das Verständnis der Mechanismen, die für die weite Verbreitungsfähigkeit von T. pallidum verantwortlich sind, ist jedoch noch sehr begrenzt. Die Übertragung von T. pallidum ist durch direkten Hautkontakt und primäre kutane Läsion gekennzeichnet. Sie wird durch eine geschädigte Hautoberfläche begünstigt. Das Kratzen oder Reiben dieser geschädigten Körperstellen kann die Ausbreitung der Läsionen über den Körper erleichtern. Im Gegensatz dazu ist die endemische Syphilis eine akute Infektion. Primäre Läsionen der endemischen Syphilis können bei Kindern im Alter zwischen 2 und 15 Jahren in trockenen und ariden Klimazonen beobachtet werden. Der Übertragungsweg ist nicht bekannt, es wird jedoch vermutet, dass die Ansteckung durch Schleimhaut- und Hautkontakt, auch über gemeinsam benutzte Ess- oder Trinkgefäße erfolgen kann. Die Analyse der Genomplastizität zeigt die Unterschiede in der An- und Abwesenheit einiger Genomregionen im Vergleich zu den Unterarten.

Hinweis(e)

Die anhaltend hohe Rate an Syphilis weltweit, trotz der Verfügbarkeit einer kostengünstigen und effektiven Behandlung, stellt das überzeugendste Argument für die Notwendigkeit der Entwicklung eines neuen und wirksamen Impfstoffs gegen Syphilis dar. Trotz der WHO-Initiative zur weltweiten Eliminierung der kongenitalen Syphilis wurde eine intensive, auf die Syphilis ausgerichtete öffentliche Gesundheitskontrolle unternommen, um die Inzidenz zu reduzieren; dies ist jedoch bisher nicht gelungen. Die Gründe für das Scheitern sind multifaktoriell.

Literatur
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  1. Centurion-Lara A et al. (2006) Molecular differentiation of Treponema pallidum subspecies. J Clin Microbiol 44:3377–3780.
  2. Jaiswal Arun Kumar et al. (2020) The pan-genome of Treponema pallidum reveals differences in genome plasticity between subspecies related to venereal and non-venereal syphilis BMC Genomics 21: 33
  3. Nyatsanza F et al. (2016) Syphilis: presentations in general medicine. Clin Med (Lond) 16:184–188.
  4. Mitja O et al. (2013) Advances in the diagnosis of endemic treponematoses: yaws, bejel, and pinta. PLoS Negl Trop Dis 7:e2283.
  5. Radolf JD et al. (2016) Treponema pallidum, the syphilis spirochete: making a living as a stealth pathogen. Nat Rev Microbiol 14:744–759.

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